Der Lack eines Autos ist für einen Fotografen Fluch und Segen zugleich. Die Farbe, der Zustand und wie die Karosserie mit der Umwelt interagiert – alles Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Motiv gelingt oder nicht. Doch was zeichnet einen guten Lack aus? Zeit für ein Besuch bei SWISSVAX!
Klar, nicht nur Fotografen ist ein gepflegter Autolack wichtig. Das gilt für jeden, der einen gewissen Bezug zum Thema Automobil hat. Die Pflege hat einen besonderen Stellenwert. Nur das Beste fürs Schätzchen. Schließlich achtet man auch bei den eigenen Pflegeprodukten auf die Qualität – egal ob Seife, Peeling oder Bodylotion. Und wer etwas Besonderes sucht, ist bei der Schweizer Manufaktur SWISSVAX goldrichtig.
Heute treffe ich CEO Markus Herzberg. Ein Mensch, der sich seinem Fach mit ganzer Leidenschaft widmet – und natürlich ist er auch ein Petrolhead. Mit dem Claim »Care for your Dream« macht er darauf aufmerksam, dass es egal ist, ob du ein Hypercar oder einen Kleinwagen besitzt. Wichtig ist die Passion und die Erfüllung darin, das eigene Fahrzeug zu fahren, zu pflegen und zu erhalten.
Markus, wie fühlt sich ein perfekter Lack an?
Gute Frage! Die meisten fragen immer, wie ein perfekter Lack aussieht. Mindestens genauso wichtig ist aber, wie sich der perfekte Lack anfühlt. Die Haptik ist eine wichtige Eigenschaft. Ein perfekter Lack fühlt sich vor allem weich an – wie Seide oder Samt. Am Besten immer mit dem Handrücken drüber streichen! Grund dafür ist eine gute Politur und Wachs: Diese Kombination erzeugt eine glatte, weiche Oberfläche.
Was verbirgt sich hinter "Swiss"?
Das Unternehmen wurde 1930 gegründet. Es gab keine guten Pflege-, Politur- und Wachsprodukte für Autos in der Schweiz. Die luxuriösen Autos hatten schon nach wenigen Jahren einen Lack mit Schlieren, Hologrammen und Kratzern.
Die Nachkommen Claudius Anwander und Georg Weidmann waren absolute Auto-Enthusiasten. Sie stellten zu Ihrer Zeit Schiffsfarben für die Schweiz her und hatten dadurch Zugang zu den Rohstoffen und eine große, berufsbedingte Erfahrung mit den nationalen Umweltrestriktionen.
Also wussten sie, wie Lacke und Oberflächen gepflegt und versiegelt werden müssen. Was war ihr erstes Produkt?
In einem alten Rezeptbuch haben sie das Rezept zum Mystery Wachs gefunden. Damit ging alles los und ihn haben wir heute noch im Programm.
Unverändert bis heute?
Einige der alten Rezepturen haben wir angepasst, um sie umweltverträglicher zu machen. Es gibt heute einige Stoffe, die früher noch nicht bekannt waren und schlichtweg ökologischer sind.
Und jetzt liefert ihr weltweit?
Wir haben mit Produktion und Vertrieb innerhalb der Schweiz angefangen und erst war es nur ein Hobby. Aber die Nachfrage wuchs und heute liefern wir in über 40 Länder. Auch namhafte OEMs aus dem Luxusbereich sind seit Jahren unsere Kunden.
Und die Produktion?
...wird immer in der Schweiz bleiben! Wir sind eine Manufaktur, bei der jedes Wachs per Hand gekocht und abgefüllt wird. Nur so können wir die Qualität bieten, die unsere Kunden gewohnt sind.
Wieso glänzt ein gepflegter Lack?
Wie bei der Fotografie spielt auch bei uns das Licht eine wichtige Rolle. Ein gut polierter Lack sorgt für eine größtmögliche Lichtbrechung. Durch Carnauba-Wachs verstärken wir das noch um eine Stufe.
Was macht Carnauba-Wachs so besonders?
Carnauba ist das härteste, reinste, transparenteste und auch teuerste Naturwachs der Welt. Diese höchste Qualität wird als rares Grade-One Carnauba eingestuft und für Kosmetik sowie unsere Swissvax Wachse verwendet. Der Glanzgrad steigt, je mehr Carnauba-Wachs in einer Rezeptur steckt. Während herkömmliche Autopolituren oder Autowachse ca. 3 % bis 7 % Carnauba-Wachs-Anteil aufweisen, enthalten Swissvax Rezepturen 30 % bis 76 % des wertvollsten Carnauba-Wachs. Es gilt zudem als gesundheitlich unbedenklich und ist frei von Duftstoffen – gut für Allergiker also.
Ist das Carnauba-Wachs das USP von SWISSVAX?
Nicht ganz. Das SWISSVAX-Geheimnis der außergewöhnlich dauerhaften Carnauba-Rezepturen liegt in der Mischung von Carnauba-Wachs mit anderen Wachsen, Fruchtölen und dem mehrstündigen Herstellungsprozess in unserer Manufaktur – ausschließlich von Hand gefertigt und Dose für Dose abgefüllt. Die hochwertigen und komplexen Rezepturen sind für die industrielle Produktion einfach nicht geeignet.
Welchen Vorteil bringen denn die anderen Zutaten mit sich?
Unsere unter Verwendung biologischer Rohstoffe hergestellten Wachse hinterlassen keine weißen Rückstände auf Gummis oder Karosserie-Kanten. Und unsere Polituren entwickeln keinen Staub und sind frei von Silikon und Lösemitteln.
Wie sehen die perfekten Wassertropfen auf dem Lack aus
Rund! Der Tropfen sieht nicht groß aus, dehnt sich nicht und behält fast seine rundliche Form auf der Oberfläche. Die Hydrophobität (auch bekannt als Lotusblüteneffekt) ist eine wichtige Eigenschaft von Autoversiegelungen, etwa mit unseren Wachsen. Die Tropfen rollen dann sehr schnell vom Lack herunter. Das hat etwas Organisches, Lebendiges. Wie das Streichen mit dem Handrücken über den Lack.
Aufgetragen wird mit der bloßen Hand?
Mit unseren sehr natürlichen Wachsen ist das möglich und auch sinnvoll. Es ist die beste Art, das Wachs mit der Körpertemperatur zum Schmelzen zu bringen. Man merkt auch schnell, ob man gut vorgearbeitet und poliert hat. Durch die Berührung mit der Hand »begreife« ich das eigene Auto viel besser und baue eine ganz andere Art der Verbindung auf. Der haptische Sinn ist einer der, wenn nicht sogar der wichtigste Sinn, den wir haben. Er lässt sich aber am geringsten täuschen.
Matte Lacke liegen im Trend. Warum empfiehlst Du hier besonders die Nutzung von Wachs?
Matte Lacke sind besonders und auch sehr empfindlich. Es dürfen zum Beispiel keine handelsüblichen Polituren, Wachse, Insektenentferner oder Insektenschwämme angewendet werden. Entstehen kleine Kratzer, kann man matten Lack nicht polieren – sonst würde er ja wieder glänzen. Damit matte Lacke ihr Erscheinungsbild erhalten, braucht man spezielle Produkte. Unter dem Namen »Opaque« haben wir etwas ausschließlich für Mattlacke sowie matte Folierungen entwickelt. Mit dem richtigen Wachs kann die Saturation und damit die Schattenwirkung am Auto verbessert werden. Die Formen des Autos kommen viel besser zur Geltung. Gleiche Pflegewirkung wie bei glänzenden Lacken und die gleiche Hydrophobität und Schmutzresistenz, aber ohne dass der Lack anfängt zu glänzen.
Wie oft ist die Lackpfege deiner Meinung nach notwendig?
Viele glauben, dass Autopflege heißt, den Lack jedes Wochenende zu polieren. Das stimmt nicht. Richtig gepflegte Wagen – mit Tiefenreinigung, Politur und Wachsbehandlung – können innerhalb von 20-30 Minuten alle zwei Wochen einfach gereinigt werden. Das reicht!
Nicht nur Autos haben Lackoberflächen. Gibt es eure Produkte auf für andere Bereiche?
Wir haben zum Beispiel eigene Serien für Motorräder, Boote, Yachten, sogar Privatjets und Helikopter. Wir bieten sie aber auch für die unterschiedlichsten Materialien im Interieur wie Leder, Kunststoffe, Carbon, Holz, Textilien etc. an.
Wann hast du das letzte Mal dein Auto poliert und gewachst?
Ich habe den Luxus, dass ich auf die Kompetenz und Erfahrung meines Kollegen Pascal zurückgreifen kann. Aber ich mache das sehr gern und regelmäßig auch selbst – das letzte Mal meinen 911 vor der Winterpause. Manchmal gehe ich einfach ein paar Stunden in unsere Aufbereitungshalle und arbeite an einem meiner Autos. Ab und an muss ich einfach mehr mit den Händen arbeiten und etwas spüren. So kommen mir auch neue Ideen für Produktentwicklungen.
»Eigentlich besitzen wir nichts. Wir erkaufen uns das Privileg, Dinge für eine bestimmte Zeit nutzen zu dürfen. Am Ende wird wieder jemand anderes diese Dinge haben.«
Fotografie & Interview: Max
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